Gemeinsam gegen alle Widrigkeiten

Der erste Spatenstich für das neue Shenyang-Werk, in dem Leichtbau-Automobilteile für einige der weltweit führenden Marken wie BMW und Volvo hergestellt werden, erfolgte am 1. Juli 2020. Damals war die COVID-19-Pandemie in vollem Gange, was den sonst üblichen Beschaffungsprozess zu einem logistischen Albtraum machte. „Der Plan war gewissermassen, die Technologie aus dem Werk in Suzhou nach Shenyang zu kopieren“, sagt Sean. „Das Problem war jedoch, dass wir ein wichtiges Gerät neu konfigurieren mussten, um die Kapazität für die neue Anlage zu erhöhen.” Da der eigentliche Hersteller der Geräte in Österreich sitzt, hätte es bis zu zwölf Monate gedauert, GF mit den neuen Komponenten zu beliefern.

„Wir mussten auf Kurs bleiben, also haben wir etwas sehr Unkonventionelles versucht“, erklärt Sean. Mit technischer Unterstützung der Kollegen aus Suzhou kam das Team auf die Idee, die meisten Teile von lokalen Herstellern zu beziehen und die Anlagen stattdessen in China zu montieren. Der österreichische Hersteller stimmte schliesslich dem Verfahren zu unter der Voraussetzung, dass sein lokaler Partner zur Aufsicht hinzugezogen wurde. Daraus entwickelte sich eine komplexe Zusammenarbeit zwischen mehreren Parteien. Am Ende waren es GF, der österreichische Hersteller, seine technischen Partner in China und die neuen chinesischen Lieferanten, die Sean und das Team gefunden hatten. „Wir mussten rund um die Uhr zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass die neu montierten Geräte unsere technischen Qualitätsanforderungen erfüllen. Es gab so viele Bauteile – es war, als würde man einen Reifen wechseln, während das Auto noch läuft“, erinnert sich Sean.

Auch innerhalb Chinas gab es logistische Probleme. Als die Lieferung von Produktionsmaterialien aufgrund von Schliessungen während der COVID-19-Pandemie unterbrochen wurde, musste das Team ein Lagerhaus in einer nahe gelegenen Stadt als vorübergehendes Logistikzentrum mieten. Auch das Wetter stellte eine Herausforderung dar: Wegen der Kälte in der Region mussten die Bauarbeiten während der Wintersaison zeitweise unterbrochen werden, was den ohnehin schon engen Zeitplan noch zusätzlich belastete. Doch die Mühe hat sich gelohnt: Die neue Ausrüstung hat die Qualitätskontrolle pünktlich bestanden und wurde erfolgreich in der neuen Anlage installiert. Im Oktober 2021 nahm das Werk in Shenyang den Produktionsbetrieb auf und steigerte seitdem seine Kapazität kontinuierlich.

Die Kultur ist so ansteckend, dass neue Mitarbeitende wie Renlong Geng sich schnell in die Arbeitsweise von GF einarbeiten konnten. Ein effektives und umfassendes Schulungssystem trage auch sehr zu einer reibungslosen Zusammenarbeit zwischen bestehenden und neuen Mitarbeitern bei, meint Sean. „Heutzutage können alle Schulungen und Lernprozesse online durchgeführt werden, was sich angesichts der Pandemie als sehr hilfreich erwiesen hat.“