„Wir müssen die Potenziale der KI erkennen“
Ole Wintermann hat erforscht, wie wir 2050 arbeiten könnten. Im Globe-Gespräch erklärt er, warum wir für Künstliche Intelligenz offen sein sollten.
Herr Dr. Wintermann, Ihre Studie „Arbeit 2050“ fasst die Erkenntnisse von 300 Expertinnen und Experten, die sich weltweit mit der Veränderung der Arbeitswelt beschäftigen, zusammen. Sie beschreiben drei mögliche Szenarien: ein optimistisches, in dem die Menschheit sich durch den Einsatz von Maschinen neu erfindet, ein pessimistisches mit Arbeitsplatzverlusten und einen Mittelweg. Was haben die Szenarien gemeinsam?
Dr. Ole Wintermann
Position: Senior Project Manager bei der Bertelsmann Stiftung in Gütersloh (Deutschland)
Hintergrund: Politikwissenschaftler und Volkswirt
Experte für: Zukunft der Arbeit, Globalisierung und Nachhaltigkeit, Digitalisierung und Gesellschaft, Autor der Studie „Arbeit 2050 – Drei Szenarien“
Ole Wintermann: Alle drei verbindet die zunehmende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz (KI) bei der Arbeit. Ein Lagerarbeiter kann zum Beispiel mithilfe von Augmented Reality Tätigkeiten ausüben, für die er formal gar nicht ausgebildet ist. Bei Bürotätigkeiten mit einem hohen Routineanteil unterstützt KI, zum Beispiel in Form von Chat-Robotern. Auch Berufe, die sich vor allem mit Zahlen beschäftigen, wie im Finanzbereich, könnten durch KI unterstützt oder ersetzt werden.
Was bedeutet das für unser Arbeiten in den nächsten Jahrzehnten?
Wir werden uns alle an den Wandel anpassen. Dabei ist es wichtig, dass wir gegenüber neuen Technologien offen sind. Arbeitgeber sollten, wenn ihre Beschäftigten digitale Kompetenzen auf- und ausbauen sollen, diese auf dem Weg ins digitale Arbeiten unterstützen. Das muss mit einer Unternehmenskultur gelebt werden, in der Offenheit für Veränderungen und Weiterbildung gefördert werden.
Und was kann ein Mitarbeitender selbst tun?
Selbstmanagement üben und sich fragen: Was kann ich selbst tun? In welchem Bereich meiner Tätigkeit kann KI mir helfen, dass ich bessere Arbeitsergebnisse erreiche? Diese digitalen Werkzeuge sollten Mitarbeitende dann auch nutzen oder auch den Arbeitgeber aktiv danach fragen. Die innere Einstellung ist entscheidend.
Werden Mitarbeitende in der Produktion mit dem Einsatz von neuer Technik künftig besonders viel zu tun haben?
Die Einführung von Robotern läuft seit den 1970er-Jahren. Ich habe den Eindruck, dass es nicht mehr darum geht, dass Roboter Mitarbeitende ersetzen. Das, was an Effizienzsteigerung möglich ist, ist schon passiert.
Haben Kolleginnen und Kollegen am Fliessband einen Vorteil, weil sie einen grossen Teil des Weges schon gegangen sind und die Mitarbeitenden im Büro erst anfangen?
Das ist der Punkt. Gerade Routinearbeiten können zunehmend mithilfe von technischen Innovationen ersetzt werden. Jede und jeder sollte sich seine Tätigkeiten anschauen und ehrlich beantworten, welche Bereiche davon durch Künstliche Intelligenz ersetzt werden könnten. Daraus kann dann abgeleitet werden, wo man sich fortbilden kann, um den Aufgabenbereich entsprechend zu ändern und die Qualifikation auszubauen. Bei der Frage, welches der Szenarien am Ende zutrifft, kommt es darauf an, inwiefern Arbeitnehmer befähigt werden oder sich selber in die Lage versetzen, mit KI umzugehen. Wir müssen die Potenziale der Künstlichen Intelligenz erkennen und nutzen.
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