#02/24
DAS GLOBALE MAGAZIN FÜR DIE MITARBEITENDEN VON GF

Thilo Stadelmann has been fascinated by artificial intelligence since his teenage years.

© Nik Hunger
Expertensicht

Die KI-Welle steuern

Die künstliche Intelligenz kann Unternehmen, aber auch die Gesellschaft weiterbringen und eine Zukunft einläuten, in der zwischenmenschliche Beziehungen an Bedeutung gewinnen. GF CEO Andreas Müller unterhält sich mit dem KI-Experten Thilo Stadelmann über die Auswirkungen der KI-Technologie.

In dieser Ausgabe des #CEOExchange, erstmals integriert in Globe, tauscht sich GF CEO Andreas Müller mit dem Schweizer KI-Experten Thilo Stadelmann über die Bedeutung dieser neuen Technologien für Alltag und Wirtschaft aus. Hier ist sein Bericht.

graphic © Nik Hunger

Thilo Stadelmann

Beruf: Professor und Redner
Standort: ZHAW Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften
Forschungsschwerpunkte: Künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen

Du möchtest Prompten lernen?

Hier verraten wir dir, worauf es ankommt, wenn du KI-Tools wie ChatGPT die passenden Antworten entlocken willst.

Trotz aller Begeisterung für die tollen Möglichkeiten der KI müssen wir uns fragen, wie wir unsere Unternehmen – und vor allem unsere Mitarbeitenden – richtig durch diesen grundlegenden Wandel begleiten. Thilo Stadelmann, ein bekannter Kopf aus der Schweizer Innovationslandschaft, hat schon öfter mit GF zusammengearbeitet. Ich traf ihn Anfang Mai im GF Hauptsitz zum Gespräch.

ANDREAS MÜLLER: Thilo, wann hast du KI zuletzt verwendet?

Das war auf dem Weg hierher. Die künstliche Intelligenz ist schon fest in unserem Alltag verankert und omnipräsent. Sie hat beispielsweise meine Spotify-Playlist zusammengestellt, die ich im Zug nach Schaffhausen gehört habe. Die Technologie kann also schon viel mehr, als nur Informationen abzurufen oder Wahrscheinlichkeiten abzubilden. Sie kann konkrete Bedürfnisse berücksichtigen und ihre Antworten sehr genau darauf abstimmen. Manchmal fühlt es sich so an, als ob man mit einem “Übermenschen” reden würde, der alle jemals erstellten digitalen Texte gelesen und binnen Sekunden miteinander in Zusammenhang gesetzt hat. Wann hast du sie denn zuletzt genutzt, Andreas?

ANDREAS: Ich verwende ChatGPT für Analysen und Zusammenfassungen zu neuen Technologien und Branchenentwicklungen. Ein aktuelles Beispiel: eine Analyse der direkten Lithiumextraktion und der beteiligten Akteure – ein guter Ansatzpunkt für weitere Recherchen. Ich bin aber auch immer offen für Neues.

KI kann man sich wie ein Baugerüst vorstellen. Sie ist so etwas wie eine externe Assistentin, der unsere Fähigkeiten erweitert. Sie kann riesige Datenmengen in kürzester Zeit verarbeiten, komplizierte Berechnungen aufstellen und Aussagen treffen, die für uns allein zu komplex wären. Letztlich kann sie – mit einigen Einschränkungen – alles erledigen, wofür man sich selbst zu schade ist. Und darin liegt eine riesige Chance.

Bei GF nutzen wir künstliche Intelligenz unter anderem, um in den Bereichen Nachhaltigkeit und Innovation führend zu werden. Ob in Forschung und Entwicklung, in der Ausbildung oder im Betrieb – wir verwenden KI-Tools für die Prozessoptimierung und in der Softwareentwicklung. Ein gutes Beispiel: eine KI-gesteuerte Klimaanlage, die ein angenehmes Raumklima schafft und gleichzeitig Energie spart. Weitere Einsatzmöglichkeiten, an denen wir derzeit arbeiten, sind Angebotsvorschläge für den Vertrieb und eine KI-Strategie zur Erkennung von Problemen, für die wir mithilfe der neuen Technologie dann Lösungen entwickeln wollen. Unsere Haltung ist klar: Neuerungen zulassen, die Mitarbeitenden unterstützen und eine Kultur des Ausprobierens fördern. Das alles in Verbindung mit einem überzeugenden Führungsmodell und einer ausgeprägten Wachstumsbereitschaft, falls sich etwas als aussichtsreich erweist.

“Die KI verändert vielleicht die Spielregeln, nicht aber die Spieler.”

Andreas Müller, GF CEO

Aber wie können Branchenführer die passenden Voraussetzungen für den KI-Einsatz im Büro und in der Fertigung schaffen? Und wie lassen sich Fehler vermeiden?

THILO: Die Firmenkultur von GF ist bereits darauf ausgerichtet, Veränderungen zuzulassen und zu fördern. Das gilt natürlich auch in diesem Fall. Es braucht ein Arbeitsumfeld, in dem Neues zugelassen wird und das von gegenseitigem Vertrauen und Neugier bestimmt wird. Die Führungskräfte sollten auf eine offene Kommunikation setzen, die erforderlichen Schulungen anbieten und geeignete Mittel für die KI-Integration bereitstellen. Ein leistungsfähiges Hilfsmittel wie die KI sollte wohlüberlegt und verantwortungsvoll eingesetzt werden. Hier müssen auch die Führungskräfte eindeutig Stellung beziehen. Noch haben wir die ethischen Implikationen der Technologie nicht ganz bewältigt und sollten deshalb wachsam bleiben. Die Manipulation der Wirklichkeit ist keineswegs neu: Spickzettel in der Schule gibt es schon ewig und Kunstfälscher hatten schon im Mittelalter Konjunktur. Das Problem ist also eher ein gesellschaftliches. Wir alle müssen dafür sorgen, dass wir die richtige Richtung einschlagen, indem wir beispielsweise echten Beziehungen vertrauen.

graphic © Nik Hunger
Thilo Stadelmann begeistert sich schon seit seiner Jugend für künstliche Intelligenz.

ANDREAS: Das sehe ich genauso. Trotz des riesigen Angebots an KI-Anwendungen, die uns Produktivitätsgewinne versprechen, dürfen wir eines nicht vergessen: uns selbst. Denn viele Leute fragen sich, ob ihr Beruf noch eine Zukunft hat und ob KI nicht bloss für Veränderungen sorgt, sondern im grossen Stil Arbeitsplätze auslöscht. Davon gehe ich allerdings nicht aus.

THILO: Es ging nie wirklich darum, mit KI Menschen zu ersetzen. Vielmehr soll sie unsere Fähigkeiten erweitern. Denn es gibt etwas in zwischenmenschlichen Beziehungen, das die KI nicht ersetzen kann. Und ein Beruf ist ja auch mehr als ein reiner Aufgabenkatalog. Das gilt auch in der Fertigung. Einfühlungsvermögen und die persönliche Ebene spielen ebenfalls eine Rolle. Die KI soll also vor allem dafür sorgen, dass sich der Mensch auf das konzentrieren kann, worin er am besten ist: sich neue Dinge auszudenken und Beziehungen aufzubauen.

ANDREAS: Die KI verändert vielleicht die Spielregeln, nicht aber die Spieler. Ich sehe darin eine Chance, den Menschen wieder mehr in den Mittelpunkt zu rücken und durch die Entlastung von Routineaufgaben mehr Raum für Tätigkeiten zu schaffen, die wirklich etwas bedeuten. KI ist so etwas wie unsere Fahrkarte in eine Welt der Innovation und Vernetzung. Springen wir also auf den Zug auf und führen wir unsere Unternehmen in eine Zukunft, in der Kreativität und Erfindergeist im Mittelpunkt stehen.

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